Emden. Die Reederei Bockstiegel hat keine Hinweise darauf, dass das Frachtschiff ”Atlantic Cruiser” Waffen und militärisches Gerät für Syrien geladen hat. Das teilte die Geschäftsführung der Emder Reederei gestern in einer Presseerklärung mit. Weder die Beschreibung der Ladung in den Dokumenten noch das Erscheinungsbild der Ladung lasse darauf Rückschlüsse zu. Der an eine ukrainische Firma vercharterte Frachter war wie berichtet am Wochenende in Verdacht geraten, Waffen für das Regime von Baschar al-Assad an Bord zu haben und damit gegen das Syrien-Embargo zu verstoßen. Die aus Werner Bockstiegel und Thomas Weissinger bestehende Geschäftsführung der Reederei betonte, dass mit der ukrainischen Firma bereits seit Längerem eine Geschäftsbeziehung ”ohne jede Unregelmäßigkeiten” bestehe. Auch der jetzige Chartervertrag sehe vor, dass mit dem Schiff nur Ladung transportiert werden dürfe, die nicht gegen Gesetze verstößt. Die gegenwärtige Fracht sei in Mumbai (Indien) geladen worden und für Syrien, die Türkei und Montenegro bestimmt. Eine weitere Teilladung sei für Dschibuti (Ostafrika) bestimmt gewesen und auch dort gelöscht worden. Neue Fracht wurde nach Angaben der Reederei nicht an Bord genommen. Nach den ihr vorliegenden Unterlagen, so teilte die Geschäftsführung weiter mit, handele es sich bei der Ladung für Syrien ”um Teile eines Thermalkraftwerks (Tishreen Thermal Power Station Extension Project), die von einem indischen Kraftwerkshersteller für das Ministerium für Elektrizität in Syrien bestimmt sind”. Der Charterer des Emder Frachters, mit dem man in ständigem Kontakt stehe, habe seinerseits betont, dass es sich bei der Ladung für Syrien ausschließlich um legale, zivile Güter handele. Das Schiff sei voll beladen. Die Besatzung habe den für sie zugänglichen Teil der Fracht - die obenauf gestaute Ladung - inspiziert. Soweit für die Besatzung erkennbar, habe es sich dabei um Kabeltrommeln und Rohre gehandelt. Nach ihren eigenen Angaben hat die Reederei bereits am Freitag per E-Mail die Mitteilung erhalten, dass das Schiff Waffen und schweres militärisches Gerät mit Bestimmung Syrien an Bord haben soll. Darin sei sie vom Absender - einer Organisation mit Namen ”Syrian Revolution Naval Forces” - aufgefordert worden, Syrien nicht anzulaufen. Anderenfalls werde das Schiff angegriffen und versenkt. Daraufhin sei dem Schiff die Anweisung gegeben worden, die Fahrt bis zur Klärung des Sachverhalts zunächst nicht fortzusetzen. ”Offenbar zu ihrem eigenen Schutz hat die Besatzung für gewisse Zeit das AIS (Automatisches Identifizierungssystem) deaktiviert, um zu verhindern, dass das Schiff angegriffen wird”, heißt es weiter. Das AIS sei später auf Anweisung wieder aktiviert worden. Es sei für sie eine Selbstverständlichkeit, ”bestehende Gesetze genauestens einzuhalten” und damit auch das von der Europäischen Union verhängte Waffenembargo gegen Syrien, betonten die Geschäftsführer. Die Reederei habe nach Bekanntwerden der Gerüchte umgehend in engem Kontakt mit der deutschen Bundesregierung beschlossen, ”dass das Schiff keinen syrischen Hafen anlaufen wird, bevor nicht in einem anderen sicheren Dritthafen die Identität der Ladung geklärt ist”. Die Reederei veröffentlichte die Presseerklärung auch auf ihrer Internetseite. Auskünfte darüber hinaus wollte sie nicht geben. Auf der Ortungsseite Marinetraffic.com im Internet war der Frachter gestern gegen 11.56 Uhr mitteleuropäischer Zeit (9.56 Uhr UTC/Weltzeit) wieder zu lokalisieren. Zu dem Zeitpunkt befand sich das Schiff zwischen der Nordost-Spitze Zyperns und südlich der syrischen Hafenstadt Latakia. Mit zehn Knoten steuerte die ”Atlantic Cruiser” demnach in Richtung Iskenderun (Türkei). Das Bundeswirtschaftsministerium teilte gestern auf Anfrage der Emder Zeitung mit, die Bundesregierung gehe den Hinweisen auf einen möglichen Embargoverstoß auch weiterhin intensiv nach und stehe dazu in Kontakt mit der Reederei. |